Kurzer Einblick in die Geschichte des Dekubitus und dessen Behandlung
Bereits in Geschichtsschreibungen des alten Ägyptens wird auf die Behandlung eines Dekubitus bei einer jungen Prinzessin hingewiesen. Sie wies einen einen faustgroßen Dekubitus in Sakralbereich auf, der durch Hauttransplantationen "geheilt" werden sollte. Das transplantierte Gewebe wurde jedoch abgestoßen und die Prinzessin verstarb.
Druckgeschwüre wurden zuerst als "Gangraena" beschrieben, hergeleitet aus der Ätiologie "Gangraena per decubitum".
Im Jahre 1593 wurde die erste medizinische Schrift zum Thema Dekubitus von dem holländischen Chirurgen Fabricius Hilandus veröffentlicht. Er beurteilt das Gangraen schon als eine Krankheit. Als Auslöser führt er äußere Ursachen, innere im Körper auftretende Ursachen und die Unterbrechung der Zufuhr von Pneuma, Blut und Nahrung auf.
Der Chirurg de la Motte beschreibt im Jahre 1700, dass für die Entstehung eines Dekubitus zwar schon der Druck ein ausschlaggebender Faktor sei, der Auslöser hierfür aber aus der Grunderkrankung resultiert. Er empfiehlt Daunenkissen zur Weichlagerung, allerdings ohne Lagewechsel, da hierdurch der Trochanter befallen werden würde; Waschungen mit Kampferspiritus sind ratsam, da hierdurch die Haut abgehärtet werden würde.
Im 19. Jahrhundert gibt Boyer (1818) ebenfalls den Druck als ausschlaggebenden Grund für die Entstehung eines Dekubitus an. Auch er erkennt an, dass durch den Druck die Blutgefäße zusammengedrückt werden und somit die natürliche Durchblutung unterbrochen wird. Er unterscheidet in einen gutartigen Dekubitus und in eine schwere Verlaufsform des Dekubitus.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wird erkannt, dass Druck und Unsauberkeit der Ursprung zur Entstehung des Dekubitus sei. Der Pathologe Rudolf Virchow beschreibt den Dekubitus als "Nekrose durch Schwäche". Später wird beschrieben, dass der Dekubitus in der Haut beginnt und sich dann in das darunterliegende Gewebe ausbreitet.
1914 empfiehlt Dr. Eberle zur Dekubitusprophylaxe in seinem „Taschenbuch der Krankenpflege für Krankenpflegeschulen“ täglich mehrmaliges Glattziehen des Betttuches und des Hemdes, in dem sich keine dicken Nähte befinden dürfen, zudem das Aufschütteln des zusammengedrückten Lakens, Entfernung von Brotkrümeln, regelmäßigen Wechsel der Lage. Als Lagerungsmaterial wird Holzwolle und Moos empfohlen.
In dem Buch „Die Pflege der Kranken im Bett“ von Schwester M. Angelina Hobel aus dem Jahr 1921 wird der Dekubitus in zwei Arten eingeteilt: in den „normalen Dekubitus“ und den „brandigen Dekubitus“, der in der Tiefe entsteht und nur durch eine Verfärbung des Gewebes erkennbar ist. Zur Prophylaxe wird der Lagewechsel sowie die Einreibung mit Alkohol oder Franzbranntwein und anschließende Abwaschung mit Essigwasser oder Zitronenwasser empfohlen.
In der „Pflege des kranken Menschen“ von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schwesternverbände und der Deutschen Schwesterngemeinschaft e.V. wird im Jahre 1958 beschrieben, dass eine besondere Gefährdung zur Ausbildung eines Dekubitus bei Patienten nach schwerer Erkrankung besteht. Zur Prophylaxe wird daher empfohlen, die Haut des Patienten trocken zu halten, sie von Druck zu entlasten und vor Reibung zu schützen. Hier wird zum ersten Mal die Reibung und die Verwendung eines Föns zur zusätzlichen Trocknung der Haut erwähnt. Allerdings wird immer noch die kalte Abwaschung der Haut mit Franzbranntwein o.ä. empfohlen, um die Haut auszutrocknen.
Quelle: Dekubitus - Die Herausforderung für Pflegende, 1997, Thieme Verlag